Allgemeines




Einordnung des Weißstorchs in biologische Kategorien

Unterstamm Wirbeltiere
Reihe Landwirbeltiere
Klasse Vögel
Unterklasse Neugiefervögel
Ordnung Schreitvögel
Familie Störche
Art Weißstroch (Ciconia ciconia)


Die Familie der Störche umfasst sechs Gattungen und 19 Arten, wobei zwei, der seltene Schwarzstorch (Ciconia nigra) und der Weißstorch in Europa ansässig sind.
In Mitteleuropa ist der zweimal gewählte Vogel des Jahres (1984 und 1994) ein häufiger Brutvogel und Sommergast und eines der wohl symbolträchtigsten Tiere. Die meisten Menschen kennen ihn vor allem als Überbringer des Nachwuchses, Hüter des Eheglücks, Frühjahrsboten und Glücksbringer.

Kennzeichen des Weißstorchs:

Weißstörche sind etwa 80 bis 100 cm groß und besitzen eine Flügelspannweite von circa zwei Metern. Sie haben weißes Gefieder, nur die Hand- und Armschwingen sind schwarz. Nackte Hautteile sind schwarz und die Iris der Jungvögel grau, die der Altvögel braun. Im Durchschnitt ist ein ausgewachsener Weißstorch zwischen 2,5-4,5 kg schwer.
Sie haben einen zwischen 14-19 cm langen, rötlich-orangen, konisch zulaufenden Schnabel und lange ebenso gefärbte Beine, die mehr als ein Drittel ihrer Körperlänge ausmachen. Bei Jungtieren sind der Schnabel und die Beine eher bräunlich-schwarz gefärbt.


Weißstörche sind Langstreckenzieher und ausgezeichnete Segler; auch im Gleitflug legen sie große Strecken zurück.
Da Störche keine Schweißdrüsen besitzen aus denen sie schwitzen können, öffnen sie den Schnabel (häufig beim Brüten) um sich Kühlung zu verschaffen. Sie verringern ihre Körpertemperatur auch, indem sie ihre Beine mit Kot bespritzen, denn das verdunstende Wasser im Kot entzieht dem Körper Wärme. Oder die Weißstörche gehen in Gewässer um sich abzukühlen.




Die Gefiederpflege dient der Entfernung von Parasiten und der Erhaltung der Flugfähigkeit.
Im Flug zeigt der Schnabel des Weißstorchs nach vorne und sein Hals ist vollständig ausgestreckt. Von unte betrachtet, bildet sein Körper eine gerade Linie, wodurch er gut von einem Graureiher zu unterscheiden ist, der seinen Hals auch während des Fluges geknickt lässt.




Weißstörche sind geschlechtlich monomorph (äußerlich nicht zu unterscheiden) und besitzen eine Kloake. In dieser werden Kot und Urin, der eine hohe Konzentration an Harnsäure besitzt, gemischt, deswegen hat ihr Verdauungsendprodukt eine weiße fast flüssige Konsistenz.
Im unteren Teil der männlichen Kloake befindet sich ein je nach Vogelart mehr oder weniger ausgebildetes Kopulationsorgan. Dieses kann in seiner Größe von fast nicht wahrnehmbar bis zu stark ausgeprägt variieren.

Man weiß, dass Jungstörche erst im Alter von drei bis vier Jahren, manchmal sogar noch später, geschlechtsreif werden und dass man die Länge des Schnabels zur Unterscheidung der Geschlechter verwenden kann. Der des Männchens ist etwas länger als der des Weibchens. Es kann auch die Körpergröße von Störchen verglichen werden, wenn zwei Exemplare direkt nebeneinander stehen, denn das Männchen ist größer als das Weibchen. Jedoch sind beide Methoden sehr ungenau und es gibt Ausnahmen.

Um Störche sicher geschlechtlich zu unterscheiden muss eine Chromosomenuntersuchung vorgenommen werden.




Störche können ein hohes Alter erreichen. Der älteste Ringvogel der gefunden wurde, war 34 Jahre und 10 Monate alt. Die Sterblichkeitsrate eines Weißstorchs im 1. Lebensjahr beträgt circa 60 % und in den Folgejahren etwa 25 %. In Bayern wurde ein Durchschnittsalter der Brutpopulation von 8-10 Jahre berechnet.




Die natürliche Nahrung von Störchen sind vorwiegend Kleinsäuger (Mäuse, Maulwürfe) und Kleintiere wie Insekten, deren Larven und Regenwürmer, die vor allem in der Kulturlandschaft eine wichtige Frühsommernahrung darstellen. Frösche dagegen sind keineswegs vorherrschend, was allerdings auch daran liegt, dass diese weit seltener sind als früher. Ferner fressen sie gelegentlich Hamster, Fische, Reptilien und auch Aas. Der Weißstorch ist ein Nahrungsopportunist, was bedeutet, dass er auf keine Nahrung spezialisiert ist, sondern die Beute frisst, die er gerade findet. Der Nahrungserwerb geschieht im Schreiten auf Flächen mit kurzer oder lückenhafter Vegetation, aber auch im Seichtwasser, dass er durchschnäbelt.


Bei normaler Aktivität brauchen Störche etwa 200 bis 300 Gramm Futter pro Tag. Das hängt vom Energieverbrauch ab.




Störche wählen offenes Land mit nicht zu hoher Vegetation als Lebensraum. In Mitteleuropa bevorzugen sie Niederungen mit Feuchtwiesen oder Teichen. Landwirtschaftlich extensiv genutztes Grünland in Horstnähe oder Flussauen mit periodischen Überschwemmungen sind besonders wichtig. In südlicheren Gebieten können es auch Steppengebiete sein. Im Winterquartier und auf dem Zug halten sie sich auch in Savannengebieten auf.

Verbreitung und Bestand:

Durch Beringung hat man viel über den Storch erfahren, vor allem zu Lebensalter, Ansiedlungsentfernung, Brutplatztreue und die genauen Wanderrouten.

Das Brutareal der Störche erstreckt sich von Europa, über die Iberische Halbinsel, nach Nordafrika bis hin zu Westasien. Die höchsten Nester in Mitteleuropa liegen bis zu einer Grenze von 700 m über dem Meeresspiegel, in Tschechien sogar bis 850 m, doch meistens brüten Weißstörche unter 500 m.
Ihre Winterquartiere befinden sich im tropischen Afrika südlich der Sahara oder in Ost- und Südafrika.
Der Weißstorch ist in allen Roten Listen Mitteleuropas verzeichnet, außer in Polen. Gründe hierfür sind in erster Linie die Entwässerung von Feuchtgebieten, Grünlandumbruch, verschlechterte Bedingungen an Brutplätzen, Nahrungsengpässe durch moderne Agrarwirtschaft und eventuell auch Einflüsse im Winterquartier, sowie erhöhte Bestandseinbußen durch Verdrahtung und ähnliches (vgl. Risiken des Ziehens).
Die erste internationale Storchenzählung fand im Jahr 1934 statt. Allerdings liegen über die Entwicklung der Weißstorchpopulationen aus dem 20. Jahrhundert nicht immer übereinstimmende Aussagen vor.

Die Bestandsentwicklung der Brutpaare im Gebiet des heutigen Deutschlands wird beispielhaft in der folgenden ausgewählten Tabelle dargestellt.

Jahr Horstpaare BRD Horstpaare Bayern
1934 9035 119
1958 4799 191
1974 4032 97
1984 3371 69
1988 2949 58
1994 4135 107
1997 3620 103
2000 4422 126
2003 4158 121


Polen gilt als Land der Störche, im Jahr 2004 wurden dort circa 52.500 Paare gezählt, dies entspricht etwa einem Viertel des Weltbestands. Dieser hohe Bestand ist dadurch zu erklären, dass Polen den Weißstörchen einen optimalen Lebensraum bietet, da dort größtenteils noch immer extensiv und traditionell gewirtschaftet wird und deswegen kaum Agrarchemikalien und Pestizide verwendet werden. Dieser Umstand sorgt dafür, dass ihnen insbesondere dort ein reiches Nahrungsangebot zur Verfügung steht. Nordost-Polen hat sogar die höchste Siedlungsdichte Europas von bis zu 38 Brutpaaren pro 100 km2.

Allgemein kam es in Europa seit etwa 1950 ununterbrochen zu einem Bestandsrückgang, welcher bis zum regionalen Aussterben oder dem Rückgang auf minimale Restpopulationen führte. Dieser hielt bis etwa 1980 an und in Belgien, den Niederlanden fand man Anfang der 90er gar keine "Wildpaare" mehr.
Im Gegensatz dazu gab es bis in die 70er Jahre hinein in den östlichen Ländern zum Teil Bestandszunahmen oder die Anzahl der Brutpaare blieb relativ stabil.
Heute gibt es wieder positive Meldungen über die Entwicklung der Weißstörche und es gibt seit etwa 1990 sogar in Südwesteuropa und Westafrika eine starke Bestandszunahme, die auf eine veränderte Nahrungssituation zurückzuführen ist. Diese Zunahme gilt auch für die Westzieherpopulation in Deutschland. Allerdings geht diese teilweise auch auf Aussetzungsaktionen zurück.
Der fünfte internationale Weißstorchenzensus 1994/95 ergab schließlich einen Weltbestand von etwa 166.000 Paaren, was einen Anstieg von 23 % gegenüber dem Jahr 1984 bedeutet. Momentan wird der Weltbestand auf etwa 230.000 Paare geschätzt.


f) Brutplätze

Die Brutplätze der Weißstörche befinden sich meist in ländlichen Siedlungen, ausnahmsweise auch in Auengebieten fernab von Siedlungen, wobei günstige An- und Abflugmöglichkeiten sowie eine nahe gelegene Futterquelle entscheidend sind. Die Nester liegen meist möglichst frei und hoch auf Gebäuden (vor allem auf Schornsteinen, Kirchtürmen oder Fabrikschloten), wobei aber künstliche Nestunterlagen auf Dächern oft nötig sind. Der Brutplatz kann sich aber auch auf einzelstehenden Bäumen, niedrigen Haufen, Holzstöcken - in ganz seltenen Fällen - am Boden befinden.
Weißstörche brüten in Europa (Spanien bis Russland), Nordafrika und Vorderasien (Türkei bis Kaukasus) meist als einzelne Paare. In optimalen Lebensräumen bilden sie aber auch Kolonien (z.B. Rust am Neusiedler See, Rustedt an der Elbe oder Bergenhusen in Schleswig-Holstein.)


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